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3. Advent
Leitmotiv: Gott den Weg bereiten
Wochenspruch: „Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe,
der Herr kommt gewaltig.“
Jesaja 40,3.10 |
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Montag:
1. Korinther 4,1-5
„Haushalterschaft über Gottes Geheimnisse.“ Ist das eine Definition von Theologie? Es
scheint so. Die Theologie ist darum grundsätzlich paradox. Sie kann nur von Dingen handeln,
die sie nicht begreift. Denn jede Offenbarung eines Geheimnisses ist ein intuitives Wissen
um Ungreifbares und Unbegreifbares. Es deutet sich immer nur an. Es ist gegenwärtig, aber
nur im Symbol. Haushalter ist im Griechischen der Oikonomos - der Ökonom. Wahrhaftige
Theologie ist ökonomisch: Sie verschwendet keine Gedanken auf Unnützes. Sobald das geschieht,
verliert sie ihre Seriosität. Sie verflüchtigt sich zu esoterischem Geschwätz. Das ist
immer dann der Fall, wenn sie sich an dem Ungreifbaren vergreift.
Wahrhaftige Theologie benötigt den wahrhaftigen Theologen. Seine Grundwahrhaftigkeit
zeigt sich darin, sein eigenes Geheimnis so zu behandeln wie das Geheimnis Gottes.
Paulus bringt recht präzise zum Ausdruck, wie das geht: Er beschränkt sein Urteil
über sich selbst auf das rational Wahrnehmbare. Dieses Terrain ist sein
haushalterischer Verantwortungsbereich. Was darüber hinaus geht, begreift
er nicht - er hat keinen Begriff dafür. Wir sagen dazu: Es ist uns unbewusst.
Wir können Unbewusstes ahnen, aber wir können es nicht benennen. Und darum
können wir das Unbewusste auch nicht systematisieren. Unser Unbewusstes ist
nicht nur ein Rätsel, das man entschlüsseln kann, es bleibt vielmehr Geheimnis.
Erst recht verhält es sich so mit den göttlichen Dingen. Jede Theologie, die
sich einbildet, Göttliches zu entschlüsseln, liegt bereits vom Ansatz her
völlig falsch.
„Nicht richten“ sagt Paulus dazu. Das heißt nicht festzulegen, was nicht festgelegt
werden kann, weil es durch die Festlegung die Wahrheit verliert. Theologie wird so
zum toten Buchstaben im Gegensatz zum lebendig machenden Geist.
Für Paulus ist das Geheimnis nichts Bedrohliches, denn es ist das Geheimnis der
Liebe, Zielpunkt der Sehnsucht. Paulus sehnt sich nach der Anerkennung Gottes
und er weiß, dass sich auch seine Mitchristen danach sehnen. Aber er nimmt sie
nicht vorweg. Die vorweggenommene Anerkennung Gottes ist die Ursache der
religiösen Menschenverehrung, der Bigotterie, des Pharisäismus. Wir müssen
es aushalten, die Bestätigung dafür, dass Gott sich über uns freut, im
Diesseits noch nicht zu bekommen. Sie ist verborgen im Geheimnis unserer
eigenen Person. Den Siegeskranz gibt es erst am Ziel. Aber wir dürfen es
glauben und hoffen.
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