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3. Advent
Leitmotiv: Gott den Weg bereiten
Wochenspruch: „Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe,
der Herr kommt gewaltig.“
Jesaja 40,3.10 |
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Donnerstag:
Jesaja 40,1-11
Wahrscheinlich ist „Knechtschaft und Schuld“ mit der „doppelten Strafe“ gleichzusetzen. Mit
„Knechtschaft“ sind die äußeren Probleme bezeichnet, mit „Schuld“ die inneren. Das Leid an
den äußeren Umständen und dem Verhalten anderer Menschen hat andere Qualität als das Leid
am eigenen Unvermögen und Scheitern. Das schlimmste Leid besteht aus beidem. Das ist
Israels Lage, in die hinein Jesaja spricht: Eine doppelte Demütigung von außen wie
von innen. Wenn man eine weiße Weste hat, kann man immerhin dem erfahrenen Unglück
mit Stolz die Stirn bieten. Wenn eigene entscheidende Fehler sich mit dem Un-Glück
verbinden, kann man das nicht.
Psychologisch handelt es sich um die Unterscheidung der äußeren von den inneren
Stressoren. Äußere Stressoren sind die Belastungen, gegen die wir nichts machen
können. Sie entstehen aus den Lebensbedingungen des Wachsens, Aufblühens und
Verwelkens. In dieser Hinsicht gleicht der Mensch dem Pflänzchen, das sich
auch nicht aussuchen kann, wo und unter welchen Voraussetzungen es existieren
will. Wenn statt Regen heiße Wüstenwinde kommen, dann ist es eben aus mit
ihm. So ist das Leben, auch das menschliche. Ohne Glück zerfällt auch das
allerbeste Potenzial sehr schnell zu Staub. Aber für die inneren Stressoren
bin ich selbst verantwortlich, auch wenn sie aus meiner Lebensgeschichte
hervorgehen und dadurch auch mein Bewusstsein vorherbestimmen. Sie bestehen
aus meinen eigenen Meinungen über das Dasein und den Schlüssen, die ich
daraus ziehe. Es sind die Faktoren, mit denen ich mir und andern das
Leben selbst schwer mache. Dazu gibt es immer eine Alternative, für
die ich mich entscheiden kann.
Die doppelte Strafe vollzieht sich in doppelter Einsamkeit: Äußerlich und
innerlich alleingelassen zu sein. Äußerlich keine Abhilfe zu erfahren und
innerlich keinen Trost, keine Ermutigung. Das prophetische Wort Jesajas
nimmt diese doppelte Glaubensnot auf und spricht im Namen des Gottes des
Trostes und der Hoffnung zu, dass sie ein Ende hat. Diese Zusage, so betont
der Prophet, gilt absolut verlässlich.
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