2. Advent
Leitmotiv: Der Retter und Helfer
Wochenspruch: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“ Lukas 21,28




Predigt
zum Text
Dienstag: Matthäus 24,1-14

Jesus spricht hier nicht vom chronologischen Ende, sondern vom prozesshaften Ziel (télos). Er versteht die Vorgänge des Leidens in der gesamten Welt wie auch des Leidens der Christen unter Verfolgung als Geburtswehen des Friedens. Wie bei der Geburt des Glaubens ist das aber, solange es sich im Diesseits vollzieht, immer zugleich ein Werden und schon ein Dasein. Darum gebraucht Jesus im weiteren Text auch, ergänzend zur Metapher der Wehen, das Bild des reifenden Feigenbaums (V32-33). Viele Wachstumsvorgänge in der Natur vereinen Ausgereiftes und Unausgereiftes in sich. Uralte Bäume zeigen sich jeden Frühling wieder in neuer Blütenpracht. Für den Menschen gilt das erst recht: Kinder können in mancher Hinsicht sehr reif sein, Erwachsene sehr kindisch. Unsere Persönlichkeitsdefizite sind in erster Linie Reifungsdefizite. Jede noch so ausgereifte Persönlichkeit hat ihre Schwachpunkte, an denen sie noch nachreifen darf, oder mit dem anderen Bild: wo noch etwas Neues in ihr zur Welt kommen will. Aber auch alle echte Kreativität ist ein Gebären. Aus bereits Herangereiftem reift wieder Neues hervor, aus Blüten werden Früchte, aus Früchten Samen, aus Samen neue Keime.

Was für den einzelnen Menschen gilt, das gilt auch für die ganze Menschheit. Jesus spricht vom Reifungsziel der Menschheit. Reif wird die Menschheit, wenn sie menschlich wird. Das Reifungsziel der Menschheit ist globale Humanität.

Das Entscheidende an den Endzeitreden Jesu ist seine Überzeugung, dass die Menschheit ihr Wachstumsziel, wenn auch durch die allerschlimmsten und schmerzhaftesten Krisen hindurch, wirklich erreicht. Alles, was er da sagt, vor sehr düsterem, sehr bedrohlichem Hintergrund, ist voller Hoffnung und Zuversicht.



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