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1. Advent
Leitmotiv: Gott kommt zu uns
Wochenspruch: „Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer.” Sacharja 9,9 |
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Dienstag: Jeremia 23,5-8
Das hebräische Zukunftsdenken richtet sich an der Vergangenheit aus. Die Befreiung aus der
Sklaverei in Ägypten ist für den jüdischen Glauben der Orientierungspunkt für die Bestimmung
der Ziele, auf die er sich zubewegt. Wie ein Ruderer schaut er nicht auf das Ziel, sondern
auf die Herkunft. Das Ziel befindet sich in seinem Rücken.
Glauben und Hoffen ist nicht Sehen. Darum braucht der Glaube das prophetische Wort.
Der Prophet kündet vom Ziel. Der Bezugspunkt am zurückliegenden Ufer nützt nichts,
wenn die Zielrichtung unbekannt bleibt. Der Prophet stellt den Zusammenhang zwischen
Herkunftspunkt und Zielpunkt her. Dadurch bildet sich dem Glaubenden die Linie seines
Kurses. Das ist die Lebensperspektive. Das ist der Weg, auf dem es immer sinnvolle
Schritte voraus gibt.
Das prophetische Wort ist, wenn es denn wirklich prophetisch ist, konkret. Das, wovon
Jeremia spricht, ist keine Utopie und kein Ziel im Jenseits. Es ist ein wahrhaftiges
diesseitiges Ziel. Es wird sich lohnen, es unbeirrt anzuvisieren. Je länger der
Glaubende das tut, desto näher kommt es. Und doch weist es auch über sich selbst
hinaus auf weitere, fernere Ziele. Israel wird schon bald zurückkehren und neues
Glück finden. Aber den gerechten König wird es nur in Andeutungen erleben. Auch
die letzte Zukunft leuchtet im prophetischen Wort auf. Der Messias wird kommen.
Er ist schon da, aber noch nicht offenbar. In der Erfüllung der Verheißung erfüllt
sich auch sein Kommen, aber es erfüllt sich noch verhüllt, nur zeichenhaft,
deutungsbedürftig. Es erfüllt sich noch nicht im Schauen.
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